Schuhgröße & Schuhweite richtig messen: Eine Anleitung für Damen, Herren & Kinderfüße
Ein Orthopädieschuhmacher gibt Tipps, wie Sie die Schuhgröße, Schuhweite und Schuhbreite richtig messen. Eine Anleitung für Damen-, Herren- & Kinderfüße.
In Deutschland trägt nur jeder Fünfte korrekt passende Schuhe, das ergab die 2010 veröffentlichte Studie „Deutscher Fußreport“. In diesem Zusammenhang sind auch die Zahlen zur Fußgesundheit hierzulande zu verstehen, die vom Deutschen Schuhinstitut (DSI) publik gemacht worden sind. Diese weisen darauf hin, „dass 98 % der Kinder mit gesunden Füßen geboren werden, im Erwachsenenalter leiden jedoch 60 % der Personen an Fußschäden.“
Doch wie lang, weit und breit soll ein Schuh sein, damit er richtig passt? Und wie sollte ein Schuh für Patientengruppen mit sensiblen Füßen beschaffen sein? Denn insbesondere Diabetiker und Menschen mit einer Fußfehlstellung haben besondere Ansprüche an ihr Schuhwerk. Basenio.de hat sich bei Orthopädie-Schuhtechniker Thomas Böhner nach all diesen Fragen erkundigt.
Der Deutsche Fußreport: 80 Prozent der Deutschen tragen falsche Schuhe
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Fußfehlstellung & enge Schuhe
„Die Füße sind das Fundament des Körpers“, mit diesem bildhaften Vergleich stellt Thomas Böhner die Bedeutung unserer Füße heraus. Dass dieser Vergleich im wahrsten Sinne des Wortes nicht hinkt, zeigt sich in den möglichen Auswirkungen von Fußfehlstellungen. Denn wie bei einem wackligen Haus, das auf einem schlechten Fundament gebaut ist, kann auch der gesamte Körper unter „kranken“ Füßen leiden. „Ist da etwas schief, kann es gelenkübergreifend Auswirkungen auf den ganzen Körper haben“, macht Thomas Böhner klar.
Oft liegen die Ursachen von Fußfehlstellungen in nicht passenden Schuhen. Die Schuhgröße, Schuhweite und Schuhbreite können falsch bemessen sein und dem Fuß zu wenig oder zu viel Platz geben.
- Schuhgröße: Entspricht der Länge des Fußes. Der Abstand zwischen Ferse und Fußspitze wird gemessen.
- Schuhweite: Entspricht dem Umfang des Fußes. Wird um den Fußballen herum an der „dicksten“ Stelle gemessen.
- Schuhbreite: Entspricht der Ausdehnung des Fußes. Wird am Fußballen an der breitesten Stelle gemessen.
Ganz generell lässt sich sagen, dass zu enge Schuhe mit Schmerzen einhergehen. „Sind sie im Zehenbereich zu kurz, sind Nagelveränderungen, Entzündungen durch Überdruck, Krallenzehen und Hammerzehen mögliche Folgen. Muskeln und Sehnen können durch zu kleine Schuhe verkürzen“, erklärt Orthopädie-Schuhtechniker Böhner. Sitzt das Schuhwerk zu eng am Fußballen, entwickelt sich bei entsprechender Bewegung ein Druckschmerz, der Blasen und sogar offenen Wunde fördern kann.
Doch auch das andere Extrem – zu weite und zu breite Schuhe – sind schlecht für die Fußgesundheit. Sie können dazu führen, dass sich Fußfehlstellungen wie ein Hallux Valgus ausbilden. „Der Fuß hat keinen Halt im Schuh, wodurch er zu viel Bewegungsfreiheit hat“, lässt Thomas Böhner wissen und spricht auch gleich die Folgen an. „Wenn der Fuß schon nach innen kippt und durch einen zu großen oder zu weiten Schuh nicht gehalten beziehungsweise stabilisiert wird, kippt er noch weiter nach innen.
Das kann sich auf Knie, Hüfte, Sprunggelenke und Wirbelsäule auswirken.“ Ändert sich dabei die Stellung der Gelenke, kann sich auch eine Arthrose ausbilden. „Zu weite und zu breite Schuhe bergen die Gefahr, dass sich muskulär-, bänder- und sehnentechnische Veränderungen im ganzen Körper auswirken“, gibt der Orthopädie-Schuhtechniker zu verstehen.
Richtig messen
Wie werden Schuhgröße, Schuhbreite und Schuhweite richtig gemessen? In der folgenden Übersicht finden Sie jeweils eine kurze Anleitung für jede der drei Messvarianten.
Schuhgröße messen
Das benötigen Sie: Blatt Papier, Bleistift, Lineal
- Mit der Ferse an eine Wand stellen – ein Blatt Papier unterlegen
- Beide Füße aufrecht stehend voll belasten
- Den Abstand zwischen Blattkante (Ferse) und Strich (Zehenspitze) idealerweise mit einem Lineal abmessen
Schuhbreite messen
Das benötigen Sie: Blatt Papier, Bleistift, Lineal
- Legen Sie ein Blatt Papier unter die Füße
- Beide Füße aufrecht stehend voll belasten. Bei ungleichmäßiger Belastung würde der stärker belastete Fuß breiter. Die Messung wäre dann nicht korrekt
- Ziehen Sie mit dem Bleistift einen Strich an der linken und rechten Seite an der breitesten Stelle des Fußballens
- Verbinden Sie die beiden Anstriche mit einem diagonalen Strich
- Messen Sie die Diagonale idealerweise mit einem Lineal ab
Schuhweite messen
Das benötigen Sie: Maßband
- Beide Füße aufrecht stehend voll belasten
- Das Maßband soll komplett an der breitesten Stelle um den Fußballen herum angelegt werden
- Am Maßband können Sie nun die Schuhweite ablesen
Wer sich für die Messung nicht bücken kann, sollte sich jemanden zur Hilfe holen. Derjenige kann dann jeweils die Striche ziehen oder das Maßband anlegen.
Die richtige Schuhgröße
Doch wie groß, breit und weit müssen Schuhe sein, damit sie richtig passen und stabilen Halt geben? Wahrscheinlich kennen viele die Regel, dass zwischen Fußspitze und Schuh ein Daumen passen soll.
Die Angabe passt, wenn der Daumen zwischen acht und zehn Millimeter breit ist. Denn das ist der richtige Abstand, der bei gesunden Füßen eingehalten werden sollte. So haben Sie ausreichend Platz nach vorne, denn bei der „Schrittabwicklung“ wird der Fuß immer etwas gestreckt. „Bei Schuhweite und Schuhbreite kann der Fuß nahezu anliegen“, erklärt Thomas Böhner.
Bei Diabetikern sollten die Abstände jeweils größer sein. Der Experte rät zwölf Millimeter zwischen Fußspitze und Schuh und zwei bis drei Millimeter zwischen Fußballen und Schuh (Weite & Breite).
Kennen Sie das? Sie probieren einen Schuh in einer Größe, die ihn eigentlich schon immer passte. Doch diesmal ist der Schuh zu groß oder zu klein. Der Grund liegt bei den Schuhherstellern und hat oftmals „historische Wurzeln“, weiß man beim DSI, auf basenio-Nachfrage zu berichten.
“Die Hersteller arbeiten mit ihrem eigenen Leistenpark“, verrät eine Sprecherin des Schuhinstituts. In Europa gibt es keine genormte Größentabelle, anhand der sich Schuhgrößen bestimmen lassen. Allerdings gilt, dass eine Größeneinheit bei Schuhen 6,6 Millimeter lang ist.
Auch für Schuhweiten gibt es, ähnlich wie bei den Schuhgrößen, eine Skalierung. Hier werden die Größenangaben jedoch in Buchstaben angegeben. Für den Umfang gibt es die durchlaufenden Größen C bis M, wobei C am schmalsten und M am weitesten ist. Ab „H“ beginnen die etwas breiteren Modelle.
Bekannte Hersteller sind:
- Fidelio
- Waldläufer
- Hallux-Sensitiv
- Ganter
- Medicus
- Semler
- kybun
Orthopädie-Schuhe für „Problemfüße“
Lässt sich das Fußleiden nur noch durch einen orthopädischen Schuh in den Griff bekommen, sind Orthopädie-Schuhtechniker wie Thomas Böhner die richtigen Ansprechpartner. Diese nehmen zunächst genau Maß vom Fuß; bei besonders schweren Fußdeformitäten wird ein Gipsabdruck angefertigt.
Der Patient kann sich dann in der Regel zwischen unterschiedlichen Modellen, Lederarten und Schuhböden seinen persönlichen Schuh zusammenstellen. Anhand der Konfiguration kann dann ein Kostenvoranschlag gefertigt werden, der dem Kostenträger – zum Beispiel die Krankenkasse – übergeben wird. Genehmigt der Kostenträger den Kostenvoranschlag, kann der Schuh auf Rezept hergestellt werden.
Verschreibt der Arzt orthopädische Schuhe und Schuhzurichtungen, übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Allerdings müssen die Versicherten einen Eigenanteil leisten, der sich nach der Art des Schuhs bemisst. Wer nicht von der gesetzlichen Zuzahlung befreit ist, muss die zehn Euro noch zusätzlich bezahlen. Für einen Straßenschuh können so in Summe 86 Euro Selbstkosten entstehen. Wer darüber hinaus eine besondere Ausstattung möchte, muss dafür in der Regel auch für diese Kosten selber aufkommen.
„Bei einer Erstversorgung mit orthopädischen Schuhen kann der Patient im ersten Jahr zwei Paar Straßenschuhe und ein Paar Hausschuhe bekommen. Dann jedes Jahr ein Paar orthopädische Schuhe. Alle vier Jahre hat er Anspruch auf ein Paar orthopädische Hausschuhe. Das alles natürlich immer mit Rezept und nach Genehmigung durch die Krankenkasse“, erklärt Thomas Böhner.
Tipps bei breitem Fuß
„Schuhe sollten bestenfalls am späten Nachmittag gekauft werden, da die Füße im Laufe des Tages etwas anschwellen“, erklärt eine Sprecherin des DSI auf basenio-Nachfrage. Selbstverständlich sollte man dann zur Probe auch einige Schritte darin laufen. Idealerweise sollten dabei dann auch der linke und der rechte Schuh getragen werden.
Auch Orthopädie-Schuhtechniker Thomas Böhner hat einige Tipps parat. „Generell würde ich beim Schuhkauf raten, das Inlay – sofern vorhanden – herauszunehmen und sich daraufzustellen. Nach vorne sollten acht bis zehn Millimeter Platz sein. Auch an der Seite, besonders beim Vorfußballenbereich, sollte der Fuß nicht über das Inlay herausstehen.“
Wenn man dann das Inlay wieder einlegt und alles zusammen anprobiert, dann sollte man darauf achten, dass der Schuhschaft den Fuß nicht einschnürt. „Ansonsten gilt, wenn man sich in den Schuhen wohlfühlt, dann passt es. Für alle anderen gilt, wer schön sein will, muss leiden“, meint er mit einem Zwinkern im Auge.
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