Ambulante Palliativpflege zu Hause: Tipps & Informationen zur Kostenübernahme durch Kranken- & Pflegekasse
Was kostet die Palliativpflege & -betreuung zu Hause? In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Pflegeleistungen möglich sind und wer die Kosten dafür übernehmen kann.
Im Genfer Ärztegelöbnis, dem Schwur, welchen alle Mediziner zu Beginn ihrer berufliche Karriere ablegen müssen, steht geschrieben: „ Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben. Die Gesundheit meines Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.“
Arzte sind dadurch verpflichtet, Menschen zu heilen. Dabei helfen ihnen, die immer weiter fortschreitenden Erkenntnisse in der medizinischen Forschung. Trotz allem bleibt der Tod für uns Menschen unausweichlich und oft auch die Umstände, die diesen begleiten.
Sich die Lebensqualität am Ende des Lebens zu erhalten, ist für viele Menschen ein wichtiges Thema. Gerade in der Versorgung von unheilbar kranken Menschen ist die Lebensqualität ein wichtiges Thema. Oftmals sind viele Behandlungen theoretisch noch möglich, für die Patienten aber nicht in jeder Lebens- und Krankheitslage immer sinnvoll. Die Palliativversorgung übernimmt hier eine wichtige Rolle, um sich möglichst viel Lebensqualität zu erhalten.
Was ist Palliativmedizin?
Die Palliativmedizin umfasst die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten welche an einer weit fortgeschrittenen Krankheit mit begrenzter Lebenserwartung leiden. Im Vordergrund der Behandlung steht nicht die Heilung der Krankheit, sondern die ganzheitliche Betrachtung der Symptome sowie die Schmerztherapie und die psychosoziale und eventuelle spirituelle Begleitung.
Die Palliativmedizin versucht deshalb in Krankheitsphasen, in denen eine Heilung kaum noch wahrscheinlich ist, die Therapiemaßnahmen zu verringern. Gleichzeitig sollen die Symptome wirksam gelindert werden, um dem Patienten mehr Lebensqualität zurückzugeben.
Die Palliativmedizin hat nachgewiesener Maßen damit auch die Chance, die Lebenszeit des Patienten zu verlängern. Da der Patient durch die Auswahl der medizinischen Maßnahmen keine zusätzlichen Belastungen mehr hat, kann er wieder mehr Kraft zum Leben finden.
Eine große Stütze kann dabei auch die vertraute Umgebung des eigenen Heims sein. Umfragen zufolge würden 70-90% aller befragten Palliativpatienten bei guter Symptomkontrolle ihre verbleibende Zeit lieber in vertrauter Umgebung verbringen. Trotz allem sind die Zahlen der tatsächlich zu Hause betreuten Palliativpatienten immer noch viel niedriger. In diesem Beitrag finden sie die wichtigsten Informationen, welche sie brauchen, um Ihren Angehörigen einen Lebensabend in ihrem Eigenheim zu ermöglichen.
Formen ambulanter Palliativpflege
In jedem Fall ist für die ambulante Palliativversorgung ein Netzwerk von medizinischem und pflegerischem Personal sowie Psychologen und Sozialarbeitern wichtig, um die ganzheitliche Betreuung der Patienten zu gewährleisten. Im Allgemeinen unterscheidet man bei der Sterbebegleitung zu Hause die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) und die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV).
Beide unterscheiden sich nicht wesentlich in ihren Aufgaben und der Grundkonzeption. Der wesentliche Unterschied besteht in der Aufwendung und Komplexität sowie dem Spezialisierungsgrad der beteiligten Fachkräfte. Um die richtige Hilfe an ihrer Seite zu finden, spielt der Gesundheitszustand der Patienten deshalb eine große Rolle.
Wer leistet ambulante Palliativversorgung?
Die Versorgung der allgemeinen ambulanten Palliativpflege wird vor allem durch Hausärzte, Pflegedienste und Sozialstationen übernommen. Neben der körperlichen Versorgung geht es vor allem auch darum, allen Beteiligten Sicherheit und den Rahmen für die individuelle Verarbeitung einzuräumen.
Ehrenamtliche Hospizhelfer unterstützen betroffene Familien im Alltag und geben ihnen die Möglichkeit, in Gesprächen über die Dinge zu sprechen, die sie beschäftigen.
Eine gute Möglichkeit um gleichzeitig die medizinische und pflegerische Versorgung abzudecken, bieten mobile Palliative-Care-Teams. Diese multiprofessionell arbeitenden Organisationseinheiten unterstützen örtliche Pflegedienste. Sie sind mit einem festen Personalstamm und einer eigenständigen Mobilität weitestgehend unabhängig. Palliative-Care-Teams sind auf die medizinische und pflegerische Betreuung sterbenskranker Patienten spezialisiert.
Oftmals sind diese Teams rund um die Uhr erreichbar und kümmern sich vor allem um die Versorgung im häuslichen Bereich. Gibt es in der nahen Umgebung keine eigenständigen Palliative-Care-Teams, kann man Unterstützung auch bei ambulanten Pflegediensten finden. Diese haben zum Teil speziell ausgebildete Kräfte für die Sterbebegleitung. Für Kinder und Jugendliche gibt es darüber hinaus spezielle Einrichtungen. Dort sind die Mitarbeiter im Rahmen der palliativen Pflege extra geschult im Umgang mit Kindern.
Spezialisierte ambulante Palliativversorgung
Seit 2007 haben Patienten zusätzlich einen Anspruch auf die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Damals wurde das Sozialgesetzbuch um den § 37b erweitert, der Regelungen zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung festschrieb.
Um die SAPV erfolgreich bewilligt zu bekommen, muss es sich bei dem Patienten um einen Versicherten mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden Krankheit, bei zugleich begrenzter Lebenserwartung, die besonders aufwendige Versorgung beansprucht, handeln.
Bevor diese Leistung von der Krankenkasse bewilligt wird, muss ein Vertragsarzt oder Krankenhausarzt den Bedarf der spezialisierten ambulanten Palliativvorsorge feststellen und verschreiben. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung umfasst ärztliche und pflegerische Leistungen. Insbesondere die Schmerztherapie und die Symptomkontrolle spielen dabei eine Rolle. Durch spezialisierte Fachkräfte soll es den Patienten trotz komplexer Symptome ermöglicht werden, eine aufwendige Versorgung im Eigenheim zu erhalten.
Auch die SAPV wird von Palliativ–Care –Teams übernommen. Diese müssen allerding eine zusätzliche Spezialisierung besitzen, um schmerztherapeutische Maßnahmen wie beispielsweise Punktionen auch im häuslichen Umfeld durchführen zu können.
Zusätzlich zur medizinischen Versorgung gibt es auch in der SAPV weiterhin das Angebot von Hospizhelfern, welche sich ehrenamtlich engagieren. Die Arbeit der Hospizhelfer zeichnet sich vor allem durch das Zur-Verfügung-Stellen von nicht geplanter Zeit („Da – Sein“) aus. Dadurch haben die Patienten, aber auch ihre Angehörigen, die Möglichkeit für sie wichtige Themen mit geschulten Ansprechpartnern zu besprechen.
In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht zu Dienstleistern in der ambulanten Palliativbetreuung.
Ambulante Palliativversorgung | Spezialisierte ambulante Palliativversorgung |
Hospizarbeit | Hospizarbeit |
Palliativ-Care-Teams | Spezialisierte Palliativ-Care-Teams |
Ambulante Pflegedienste | |
Ambulante Kinderkrankenpflege | |
Ambulante Kinderhospize |
Kosten für die Palliativpflege
Da Hospize und ihre hauptamtlichen Mitarbeiter teilweise von der Krankenkasse bezuschusst werden und sich zum anderen über Spenden finanzieren, ist die Unterstützung durch ehrenamtliche Hospizhelfer im Alltag und bei der Verarbeitung für Patienten kostenfrei. Auf die spezialisierte ambulante Pflege haben Versicherte bei hinreichender Krankheitslage seit 2007 Anspruch.
Nachdem ein Arzt diese Leistung verordnet hat und die Krankenkasse die Leistung bewilligt, erwarten Patienten auch bei der spezialisierten ambulanten Pflege keine weiteren Kosten. Die Versorgung durch Palliativ-Care-Teams im Rahmen der allgemeinen ambulanten Versorgung von Palliativpatienten kann durch die Pflegeversicherung gedeckt werden, sobald eine Pflegebedürftigkeit im Sinne der Pflegeversicherung festgestellt wird.
Die Pflegekassen gewähren auch Zuschüsse, falls Umbauten für die häusliche, palliative Pflege nötig sind. Indem man auf dem entsprechenden Antrag deutlich sichtbar „Palliativpatient“ vermerkt, sorgt man außerdem dafür, dass der Antrag kurzfristig, in der Regel innerhalb einer Woche, bearbeitet wird.
Kostenübernahme für Palliativpflege
In der folgenden Übersicht finden Sie die Kostenträger, die Gelder für die Palliativpflege zahlen.
Leistung Palliativpflege | Kosten/Kostenübernahme |
Hospizarbeit (ambulant) | kostenfrei |
Hospizarbeit (stationär) | kostenfrei |
Versorgung (AAPV) | Kostenübernahme Pflegekasse |
Versorgung (SAPV) | Kostenabernahme Krankenkasse |
Ambulante Pflegedienste | Kostenübernahme Pflegekasse |
Stationäre Betreuung im Krankenhaus | Kostenübernahme Krankenkasse |
Stationäre Betreuung im Pflegeheim | Kosten für medizinische Leistungen übernimmt die Krankenkasse |
Kommentare
Kommentar schreiben