Raumklima verbessern: Tipps zur gesunden Raumluft in Schlafzimmer, Wohnstube & Büro
Wie können Sie das Raumklima verbessern? Ein Experte gibt Tipps zu den optimalen Werten für die Raumluft im Schlafzimmer, Wohnstube & Büro.
Regelmäßiges „Stoßlüften oder Querlüften“ ist gut für das Raumklima? Das stimmt nur bedingt, weiß man beim Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK). Wird, wie oft empfohlen, drei- bis viermal über die Fenster gelüftet, mag dass aus lüftungstechnischer Sicht in Ordnung sein, aber aus energetischer Perspektive ist es problematisch. Ausgekühlte Räume müssen dann nämlich wieder aufwendig beheizt werden.
Wie das Raumklima in jeder Hinsicht verbessert werden kann und welche Rolle dabei die Luftfeuchtigkeit einnimmt, das wissen die Experten vom FGK. Basenio.de fragte daher beim laut eigener Aussage führenden Branchenverband der deutschen Klima- und Lüftungswirtschaft nach, wie die optimale und gesunde Raumluft in Büro, Wohnstube und Schlafzimmer hergestellt werden kann.
Die beiden grundlegenden Einflussfaktoren für das Raumklima sind die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Der FGK empfiehlt in Wohnräumen und an Arbeitsplätzen eine Mindestluftfeuchtigkeit von 40%. Letztlich hängt es aber von jedem selber ab, welche Luftfeuchtigkeit er als angenehm empfindet. Allergiker und Asthmatiker bevorzugen in der Regel Raumluftfeuchten zwischen 40% und 60%, wissen die Experten des FGK aus ihrer Praxis.
Raumklima & Luftfeuchtigkeit
„Die Luftfeuchtigkeit spielt nicht nur beim Wetter eine entscheidende Rolle, sondern auch in Bezug auf unser Wohlbefinden in Innenräumen – sie beeinflusst sogar unsere Gesundheit“, erklärt ein Sprecher des FGK auf basenio-Nachfrage. Doch die Experten des Fachverbands wissen aus der Praxis zu berichten, dass „diesem Aspekt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, da der Körper viel empfindlicher auf Temperatur und Windgeschwindigkeit reagiert.“
Bei der Luftfeuchtigkeit verhält es sich mit unserer Wahrnehmung jedoch etwas anders. Der Mensch besitzt kein Sinnesorgan, um die relative Feuchte direkt zu empfinden. Ist die Luft zu trocken oder zu feucht, bemerken wir dies nur indirekt. Ist die Luftfeuchtigkeit beispielsweise zu niedrig, werden unsere Schleimhäute trocken. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit schwitzen wir in der Schwüle.
Ein gutes Beispiel für das Empfinden von Feuchtigkeit ist der Besuch in einem botanischen Garten. Selbst wenn außen und innen ungefähr die gleiche Temperatur herrscht, aber die Feuchtigkeit innen um ein Vielfaches höher ist, empfindet man es beim Hineingehen in das Gewächshaus wesentlich wärmer. Oft sogar schon unerträglich.
Im folgenden Video wird der Unterschied von absoluter und relativer Luftfeuchtigkeit anschaulich erklärt:
Was ist die relative Luftfeuchtigkeit?
Dies ist ein Platzhalter von Youtube.
Klicken Sie hier, um das Video abzuspielen.
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Die Luftfeuchtigkeit beschreibt die Menge an gasförmigem Wasser (Wasserdampf) in der uns umgebenden Luft, also keine Regentropfen, Eis oder Nebel. Sichtbar wird sie zum Beispiel, wenn Brillengläser im Winter beschlagen oder im Sommer Wasser von Gläsern mit eiskalten Getränken abperlt.
„Aufgrund der physikalischen Eigenschaft von Luft kann kalte Luft weniger Wasserdampf aufnehmen als warme Luft. Das Verhältnis von Luft und dem darin enthaltenen Wasserdampf bezeichnet man als ‚relative Feuchte in %‘. Der maximal aufnehmbare Wasserdampf hängt von der Temperatur - auch etwas vom Luftdruck - ab. Die Regel hierbei ist: umso höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen“, erklärt ein Sprecher des FGK.
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Krankheiten & Raumluft
Unsere Schleimhäute filtern Schmutz und Keime aus der Atemluft, dadurch schützen sie auch unsere Gesundheit. Trocknen die Schleimhäute jedoch aus, funktioniert dieser natürliche Filter nur noch eingeschränkt. So können beispielsweise infektiöse Keime länger im Atemtrakt verbleiben. Begünstigen dann weitere Faktoren deren Wachstum, können Atemwegserkrankungen wie:
- Husten
- Schnupfen/Erkältung
- Nebenhöhlenentzündungen
- Bronchitis
ausgelöst werden.
„Die äußerste Zellschicht der Atemwegsschleimhaut wird von einem so genannten Flimmerepithel gebildet. Die Zellen dieser Schicht tragen auf ihrer Oberfläche feine Härchen (Zillen). Zillen und der auf ihn liegende Schleim binden Fremdpartikel und transportieren sie ab. Dabei werden die eingeatmeten Fremdstoffe durch eine wellenförmige Bewegung der Flimmerhärchen in Richtung Mund bewegt und somit aus den Atemwegen abtransportiert. Wird nun längere Zeit Luft mit niedriger Feuchtigkeit eingeatmet, kommt es zu Austrocknungserscheinungen, die die Flimmerepithelien in ihrer Funktion beeinträchtigen. Außerdem wird der Schleim eingedickt und bleibt als klebrige Masse an den Schleimhäuten haften. Bakterien finden dann ein günstiges Milieu für ihre Vermehrung vor und können dabei entzündliche Erscheinungen auslösen.“ (FGK)
Halten wir uns in Räumen mit hoher Staubbelastung auf, wird der Effekt noch intensiver. „Das Trockenheitsgefühl auf den Schleimhäuten wird durch eine vermehrte Staubbelastung der Raumluft weiter verstärkt. Die Staubbelastung der Raumluft ist ebenfalls feuchteabhängig und nimmt bei niedrigen Feuchten zu“, lässt der Fachverband wissen.
Die Folgen davon werden auch in der Medizin diskutiert. Der Zusammenhang zwischen Atemwegserkrankungen und Raumluftfeuchte sei von vielen Ärzten als erwiesen angesehen, lässt der FGK verlauten.
Grippe-Viren verbreiten sich auf unterschiedliche Weise. So kann man sich über körperlichen Kontakt mit Erkrankten, kontaminierten Oberflächen (Türklinken, Fenstergriffe etc.) oder Aerosolen (Husten, Niesen) mit den Krankheitserregern infizieren. Neben Schutzmaßnahmen wie Impfungen und Hygiene kann auch die Raumluft dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu senken. Mediziner vermuten, dass eine relative Luftfeuchte von über 40% Grippe-Viren „inaktivieren“ kann.
„Nach der Neuauswertung früherer Untersuchungen auf diesem Gebiet ist die Überlebensrate und Übertragungseffizienz von Influenza-Viren bei einer niedrigen Luftfeuchte am höchsten. Dieses Kriterium ist im Winter sowohl in Innenräumen wie im Außenbereich erfüllt. Im Sommer ist dagegen zwar die relative Luftfeuchte niedrig, die absolute aber höher als in den Wintermonaten – und das könnte erklären, warum die Influenza im Winter vergleichsweise massiv auftritt.
Luftbefeuchtungseinrichtungen sorgen auch im Winter für eine angenehme Raumluftfeuchtigkeit und können damit nach dieser Studie die Ansteckungsgefahr verringern“, gibt der FGK auf basenio-Nachfrage zu verstehen.
Luftfeuchtigkeit & Schimmel
Doch nicht nur unsere eigene Gesundheit kann Schaden nehmen, wenn das Raumklima nicht stimmt. So begünstigt zu hohe Luftfeuchtigkeit Schimmelbildung.
„Schimmel entsteht, wenn zum Beispiel an kühleren Oberflächen [Anmerkung der Redaktion: Wärmebrücken] die lokale Feuchtigkeit anhaltend 80% überschreitet. Das ist auch der Grund, warum dieser meist in den kühleren Wänden im Wohnbereich auftritt. Je nach Dämmqualität und Ausführung sind Raumluftfeuchtigkeiten über 60% auf jeden Fall zu vermeiden. Die gesundheitlich gewünschte Raumfeuchte von 40% ist auch vor diesem Hintergrund optimal“, rät der FGK.
Im Innenbereich lässt sich die Raumluftfeuchte mit einem handelsüblichen Hygrometer messen.
Raumklima: Optimale Werte
Tagsüber ist es für gewöhnlich wärmer als in der Nacht. Diese Abkühlung fördert auch unser Schlafverhalten. Da erscheint es fast schon logisch, dass es für Schlafzimmer und Büro unterschiedliche Empfehlungen hinsichtlich des Raumklimas gibt. Der FGK empfiehlt die folgenden Werte:
Wohnbereich
„Untersuchungen haben gezeigt, dass sich mittel- und nordeuropäische Menschen im Winter bei Raumtemperaturen zwischen 21 und 22 °C und bei einer Raumluftfeuchte von 40 bis 50% am wohlsten fühlen“, erklärt ein Experte des FGK. Aus der Praxis weiß man jedoch, dass „bei normalem Lüftungsverhalten die genannte Raumluftfeuchte besonders an kalten Wintertagen ohne aktive Befeuchtung nicht sichergestellt werden kann.“
Schlafzimmer
„Die meisten Menschen bevorzugen tiefere Temperaturen im Schlafzimmer. Deshalb ist die Raumluftfeuchtigkeit meist höher als im Wohnbereich. Eine aktive Befeuchtung ist deshalb in diesem Fall nicht notwendig. In einem unbeheizten Schlafzimmer mit mangelhafter Belüftung ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit eher problematisch.“
Büro
„Da es in Büroräumen keine Feuchtigkeitseinträge durch Duschen und Kochen gibt, ist hier die Luftfeuchtigkeit noch weiter reduziert. In Verbindung mit den höheren Personendichten und potenziell zahlreicheren Schadstoffquellen ergibt sich die Notwendigkeit wesentlich höherer Luftwechselraten als in Wohngebäuden und damit - vor allem im Winter - ein ungleich höherer Befeuchtungsbedarf“, lässt der Experte des FGK wissen.
Raum | optimale Temperatur | optimale Luftfeuchte |
Wohnzimmer | 21 bis 22 °C | 40 bis 50% |
Schlafzimmer | 16 bis 18 °C | 50 bis 60% |
Büro | 20 bis 21 °C | 40 bis 50% |
Raumlima verbessern: Tipps
Da laut des Experten einfaches Lüften oft nicht ausreicht, um ein optimales Raumklima zu erreichen, sollten technische Lösungen hinzugezogen werden. In Wohnräumen können:
- Dampfbefeuchter
- Verdunster
- und Ultraschallbefeuchter
die Luftfeuchtigkeit ausreichend regulieren. „Diese Geräte sind mittels eines Hygrostaten regelbar, so dass eine zu niedrige oder zu hohe Raumluftfeuchte vermieden wird“, heißt es vom FGK. Damit die Geräte einwandfrei funktionieren, sollten sie regelmäßig gewartet und gereinigt werden. Einen Tipp hat der Experte noch: „Aufgrund der hohen Temperaturen sind Dampfbefeuchter hier meist einfacher in der Handhabung.“
So mancher findiger Händler bewirbt alternative Produkte damit, dass man mit ihnen die Luftfeuchtigkeit ausreichend regulieren könne. Von solchen Werbeversprechen hält der FGK nicht viel.
„Vielfach werden so genannte ‚Alternative Luftbefeuchtungssysteme‘ angeboten. Das können dann Heizkörperverdunster, Zimmerspringbrunnen und Zimmerpflanzen sein. Auch Hausmittel wie Wäsche trocknen im Wohnzimmer werden empfohlen. Diese ‚Hilfsmittel‘ können jedoch moderne Luftbefeuchtungssysteme nicht ersetzen, da entweder zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit (Pflanzen und Springbrunnen) freigesetzt wird oder zum falschen Zeitpunkt zu viel (Wäsche trocknen) oder hygienisch mangelhafte Zustände erreicht werden (Heizkörperverdunster)“, erklärt der Experte des FGK.
„Pflanzen verdunsten größere Wassermengen als reine Wasseroberflächen. Eine große Anzahl von Zimmerpflanzen kann im Wohnbereich die Feuchte günstig beeinflussen“, erklärt der Experte des FGK. „Im Büro oder anderen Nichtwohngebäuden werden kaum genügend Pflanzen für eine ausreichende Befeuchtung im Winter aufgestellt werden können. Die Topfpflanze auf dem Schreibtisch hat jedenfalls kaum Auswirkungen“, versichert der Experte.
Luftwäscher im Test & Vergleich
Luftbefeuchter reichern ausschließlich die Luft mit Wasser an, Luftreiniger und Luftwäscher haben hingegen mehr Funktionen. Diese Geräte erfrischen und reinigen die Raumluft und tragen so zu einem angenehmen Raumklima bei. Vor allem Allergiker können von Luftreinigern profitieren, denn sie entziehen der Luft Staub und Pollen. Nebenbei werden auch unangenehme Gerüche beseitigt. Luftwäscher dienen zusätzlich als Luftbefeuchtungsgeräte.
Basenio.de hat fünf verschiedene Geräte miteinander verglichen, darunter sowohl Luftreiniger als auch Luftwäscher unterschiedlicher Hersteller.
Gerätname | Pure Cool Me | HU 5930/10 | LV-H133 | CUBE Salzburg cristall | LW 25 Comfort Plus |
Hersteller/Marke | Dyson | Philips | Levoit | ZirbenLüfter® | Venta |
Gewicht | 2,8 kg | 8,8 kg | 9,68 kg | keine Angabe | 3,8 kg |
Maße in cm | 24,5 x 10,1 x 24,5 | 46 x 44,6 x 56,8 | 37 x 37 x 65 | 21 x 21 x 16 | 30 x 30 x 33 |
Stromverbrauch in Watt/h | 40 | 6 bis 11 | 33 | 3 bis 5 | 3 bis 8 |
Bedienung | Fernbedienung | Touchscreen | Touchscreen | Fernbedienung | Touchscreen |
Tankvolumen | --- | 4 Liter | --- | 250 Milliliter | --- |
Max. Raumgröße | Keine Angabe | 70 m² | 50 m² | 40 m² | 45 m² |
Leistungsstufen | Keine Angabe | 4 Stufen | 3 Stufen | stufenlos einstellbar | 3 Stufen |
Zeitabschaltuhr | Ja | Ja | Nein | Nein | Nein |
Geräuschpegel in Dezibel | Keine Angabe | 32 bis 53 | 25 bis 54 | Keine Angabe | 24 bis 44 |
Austauschbare Filter | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
Betrieb mit Duftölen | Nein | Keine Angabe | Nein | Ja | Ja |
Preis* | ca. 350 EUR | ca. 260 EUR | ca. 230 EUR | 755 EUR | ca. 300 EUR |
*Preisabfrage im Januar 2020
Stiftung Warentest veröffentlichte im Dezember 2019 einen Testbericht über Luftbefeuchter. Insgesamt zehn Geräte wurden getestet. Der Luftwäscher LW45 von Vento wurde als Testsieger gekürt.
„Hochwertige Split-Klimageräte haben heute verschiedene Einstellungen, die es auch erlauben, die sommerliche maximale Feuchte innerhalb gewisser Grenzen zu beeinflussen. So kann im Entfeuchtungsbetrieb die Verdampfungstemperatur niedriger sein, so dass mehr Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert. Dann sind auch höhere Rumlufttemperaturen angenehmer“, führt der Experte des FGK auf Nachfrage aus. „Wir empfehlen jedem, seine individuelle Einstellung in diesen Fällen auszuprobieren. Meist sind die Gerätestandards auf Temperaturregelung prioriert.“
Richtig heizen & lüften
„Unter den heutigen Gesichtspunkten der Energieeffizienz und der geforderten Behaglichkeit ist die ventilatorgestützte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Bedarfsführung die richtige Wahl. Dies gilt für alle Bereiche, in denen sich Personen aufhalten.“
Die Experten des Fachverbandes Gebäude-Klima e. V. sind sich sicher, dass die "Nichtbeachtung dieses Grundsatzes im Neubau schon einen Mangel bedeuten kann, wenn wir davon ausgehen, dass alle Gebäude innerhalb ein paar Jahrzehnten Null-Energie-Gebäude sein sollen. Ohne eine ventilatorgestützte Lüftung ist das kaum erreichbar."
Wer glaubt, dass er sich das Geld für solche Geräte durch häufiges Lüften sparen könnte, der irrt nach Auffassung der Raumklima-Experten. „Aus falsch verstandenen Kostenargumenten wird die täglich drei- bis viermalige Querlüftung über die Fenster empfohlen. Wenn das umgesetzt werden kann, ist das aus lüftungstechnischer Sicht im Wohnbereich in Ordnung, aber nicht aus energetischer Sicht. Die Praxis zeigt leider, dass diese Variante selten funktioniert“, weiß man beim FGK aus der Praxis zu berichten.
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