Empty Desk Syndrom | Rentenschock | vermeiden | Vorbereitung Ruhestand

Empty Desk Syndrom vermeiden: Tipps zur Vorbereitung auf den Ruhestand

Empty Desk Syndrom | Rentenschock | vermeiden | Vorbereitung Ruhestand
© Viacheslav Yakobchuk - Adobe Stock

Das Empty Desk Syndrom, ein Thema, das weder neu ist, noch mit dem Sie alleine dastehen. Eine gute Vorbereitung auf den Ruhestand hilft, den damit einhergehenden Umbruch aktiv zu gestalten.

| Dirk Damaschke

Herr Adam war über 25 Jahre eine herausragende Führungskraft in einem größeren Unternehmen. Seine Tage waren gefüllt mit strategischen Entscheidungen, der Leitung eines dynamischen Teams und der Entwicklung innovativer Lösungen. Er genoss die Herausforderungen und die Verantwortung, die seine Position mit sich brachte, und war stolz auf seine beruflichen Erfolge. Dann kam der Tag, an dem er in den Ruhestand ging. 

Das "Empty Desk Syndrom" (Das leere Schreibtisch-Syndrom) traf Herrn Adam ungebremst. Er fühlte sich plötzlich nutzlos und hatte Schwierigkeiten, eine neue Struktur in seinem Alltag aufzubauen. 

Der “leere Schreibtisch” symbolisiert nicht nur das Ende einer beruflichen Karriere, sondern auch den Verlust von täglichen Routinen, von sozialen Kontakten und, besonders bei Führungskräften ausgeprägt, einer lieb gewonnenen Identität und Selbstverständlichkeit.

Empty Desk Syndrom Definition

Es gibt neben dem “Empty Desk Syndrom" noch weitere Begrifflichkeiten, wie zum Beispiel Ruhestandsschock und Ruhestandskrise oder Post-Retirement Blues. In ihrer Grundaussage meinen sie aber alle das Gleiche, nämlich das Gefühl, das manche Menschen haben, wenn sie in den Ruhestand gehen und mit einem Mangel an Struktur, Zweck oder sozialen Kontakten konfrontiert werden. 

Sie fühlen sich nicht selten leer und isoliert. Man spricht dann oft von den psychologischen und emotionalen Herausforderungen des Eintritts in den Ruhestand. Es kann auch bis hin zu Symptomen einer Depression gehen. In diesem Fall empfiehlt sich unbedingt eine professionelle Begleitung, um aus der Situation gestärkt und mit einem neuen Fokus hervorzugehen. 

Vorbereitung auf den Ruhestand

Der Ruhestand passiert in der Regel nicht von heute auf morgen. Es ist daher gut und wichtig, sich entsprechend darauf vorzubereiten. Wie für alles, gibt es auch dafür Ratgeber, die sich zum Beispiel “Ruhestand für Anfänger” oder “Bucket List für Rentner” nennen und mit vielen Tipps für das erste Rentenjahr aufwarten. 

Im Prinzip geht es aber darum, sich frühzeitig mit dem Fakt auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese Herausforderung zu bewältigen. Vor allem die folgenden Punkte spielen dabei eine wichtige Rolle:

  • Neue Hobbys und Interessen entwickeln oder “alte” wieder hervorkramen

  • Soziale Kontakte pflegen und neue soziale Netzwerke aufbauen

  • Freiwilligenarbeit oder gemeinnützige Tätigkeiten übernehmen

  • Körperliche Aktivitäten in den Alltag integrieren

  • Mentale und emotionale Unterstützung suchen, entweder bei Freunden und Familie oder, oft eine sehr gute Option, bei Menschen, die eine solche Unterstützung professionell anbieten

Das Ziel ist es, eine neue Struktur und einen neuen Sinn im Leben zu finden, um die Anpassung an den Ruhestand bzw. den neuen Lebensabschnitt zu erleichtern. 

Neue Hobbies & Interessen

Bewerten Sie Ihre Interessen. Gibt es etwas, das Sie immer schon einmal ausprobieren wollten? Dann ist jetzt die beste Zeit dafür. Das klingt wie eine Phrase, ist es aber nicht. Oft hindern uns die eingefahrenen Muster und die damit verbundenen Ängste daran, es einfach mal zu tun. 

Es darf gern etwas verrückt Erscheinendes oder Ungewöhnliches sein. In gewisser Weise hilft das sogar, denn wenn man sich einmal überwunden und es ausprobiert hat, gehen die weiteren Entscheidungen leichter von der Hand.

Suchen Sie sich Menschen, die Sie dabei unterstützen, Verbündete sozusagen. Diejenigen, die einem sagen, dass es nicht geht, gibt es schon genug um Sie herum. Noch ein paar Beispiel, die Sie lediglich animieren sollen, auch mal um die Ecke zu denken.

LARP: Live Action Role Playing oder Live-Rollenspiel ist eine Form von Rollenspielen, bei denen die Teilnehmer ihre Spielfigur physisch selbst darstellen. Es ist ein bisschen wie Improvisationstheater. 

Upcycling: Verwandeln Sie alte Gegenstände in neue Produkte oder Kunst. Dies fördert die Kreativität und ist gleichzeitig umweltfreundlich.

Sandburgenwettbewerbe: Wenn Sie in der Nähe eines Strandes wohnen, könnte das ein ungewöhnliches und spaßiges Hobby sein.

Zauberkunst: Erlernen Sie die Kunst der Magie. Das ist bei Veranstaltungen und Feiern ein echter Hit und trägt Ihnen jede Menge Begeisterung und Bestätigung ein.

Mikroabenteuer: Planen Sie kleine, spontane Abenteuer in Ihrer Nähe, wie beispielsweise eine Nachtwanderung, einen 24h-Camping Trip oder versuchen Sie es mal mit Urban Exploration, die Erkundung versteckter, vergessener oder weniger bekannter Orte in Ihrer Nähe.

Freiwilligen- und gemeinnützige Arbeit

Im Prinzip sind solche Tätigkeiten auch neue Hobbys. Sie bieten aber zudem die Möglichkeit, etwas Sinnvolles und Wichtiges zu tun und etwas von den eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen an andere Menschen weiterzugeben.

Außerdem bietet sich dadurch die Gelegenheit, ein neues oder weiteres soziales Netzwerk aufzubauen und die im Ruhestand vielleicht fehlende Bestätigung für erbrachte Leistungen zu empfangen.

Neben den bekannteren Optionen einer ehrenamtlichen Betätigung in Sportvereinen, Sozialen Einrichtungen oder im Bildungsbereich gibt es auch noch weitere Möglichkeiten, sich sinnvoll einzubringen:

Umweltschutz: Engagieren Sie sich in lokalen Umweltschutzprojekten, wie zum Beispiel Baumpflanzungen, Müllsammelaktionen oder die Arbeit in Gemeinschaftsgärten. Diese Tätigkeiten helfen nicht nur der Umwelt, sondern fördern auch die körperliche Aktivität.

Kunst und Kultur: Viele kulturelle Einrichtungen wie Museen, Theater und Konzerthallen suchen nach Freiwilligen, die bei Veranstaltungen helfen, Führungen anbieten oder im Besucherservice tätig sind.

Bibliotheken: Diese bieten oft Programme an, die auf Freiwillige angewiesen sind, wie zum Beispiel Leseprogramme für Kinder oder Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.

Handwerk und Bau: Organisationen wie Habitat for Humanity ermöglichen es Freiwilligen, ihre handwerklichen Fähigkeiten einzusetzen und im Rahmen von Hilfsprojekten im Ausland Menschen ein Zuhause zu geben.

Körperliche Aktivitäten

Wer rastet, der rostet. Nicht nur wegen dieses Spruches ist die Integration von körperlichen Aktivitäten in den Alltag wichtig. Unabhängig von den gesundheitsfördernden Auswirkungen sind dabei vor allem auch Aspekte wie Gewohnheit, Struktur und Selbstbestätigung sehr wichtig.

Tun Sie regelmäßig etwas für sich, auch wenn es ab und zu schwer fällt oder Sie so manches Mal gar keine Lust dazu haben. Es müssen auch nicht gleich Extremsportarten oder ein Marathonlauf sein. Neben den üblichen Verdächtigen wie Schwimmen, Wandern, Radfahren oder Yoga gibt es noch eine Vielzahl weiterer, vielleicht nicht so präsenter Sportarten mit jeweils ganz unterschiedlichen körperlichen Anforderungen:

Tanzen: Tanzen ist nicht nur eine ausgezeichnete körperliche Aktivität, sondern macht auch Spaß und bietet eine großartige Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen. Ob Ballroom, Salsa, Line Dance oder einfach freies Tanzen, die Möglichkeiten sind vielfältig.

Bogenschießen: Dieser Sport nimmt sehr viele unterschiedliche Muskelgruppen in Anspruch, fördert die Balance sowie die Konzentrationsfähigkeit und baut durch die Fokussierung und das erforderliche, gleichmäßige Atmen Stress ab. Nutzen Sie zum Hineinschnuppern gern einen Basenio Erlebnisgutschein.

Boccia oder Boule: Diese Kugelsportarten erfordern strategisches Denken und Präzision, sind aber physisch nicht so anstrengend. Dafür bieten sie eine großartige Möglichkeit, sozial zu interagieren.

Surfen oder Wellenreiten: Wenn Sie in der Nähe von Wasser wohnen, könnten das ganz wunderbare Aktivitäten sein. Viel frische Luft und Gemeinschaftssinn. Darüber hinaus trainieren Sie Ihre Konzentration, Ihr Gleichgewicht und Ihre Ausdauer.

Kajak- oder Kanufahren: Für diejenigen, die gerne auf dem Wasser sind, denen Surfen dann doch etwas zu abgefahren ist, bietet Kajak- oder Kanufahren eine hervorragende Alternative, die Natur zu genießen und gleichzeitig ein gutes Workout zu durchlaufen. Es stärkt den Oberkörper und verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit.

 

Senior Surfers
Senior Survers Foto: © Cavan für Adobe - Adobe Stock

Unterstützung und persönliche Begleitung

Nun kommen wir zum schwierigeren Teil des Artikels. Auch wenn in der heutigen Zeit wesentlich offener über das Thema einer psychischen Belastung gesprochen wird, ist es dennoch und ganz besonders bei der Generation 60 Plus weder eine Selbstverständlichkeit, noch erleichtert die Sozialisation in den 50er und 60er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts den Umgang damit.

Zum einen gab es die oft zitierte Aufbruchstimmung, zum anderen hat man es halt einfach gemacht, auch wenn es schwer fiel. Die persönlichen Ziele waren relativ klar und gut zu erreichen, der heutige Überfluss an Informationen, Optionen und “Dingen” noch in weiter Ferne. 

Ein weiterer Grund besteht zudem darin, dass man es sich selbst nicht zugesteht, dass es einem nicht so richtig gut geht, weil es einem ja gut geht, nur dass gut und gut hier zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Oder mit anderen Worten ausgedrückt, familiär und wirtschaftlich gut aufgestellt zu sein, hilft sicherlich, ist aber nur ein Teil des psychischen Wohlbefindens.

Der beschriebene Bruch durch den Wechsel vom Arbeits- in das Rentnerleben ist eine Herausforderung, für einen selbst und auch die Anghörigen. Zusammen mit all den anderen Ansprüchen der heutigen Zeit, ist eine situationsbedingte Überforderung nicht unwahrscheinlich, vor allem wenn man es nicht schafft, sich gut davon abzugrenzen. 

Eine persönliche Begleitung über den Zeitraum, den dieser Prozess in Anspruch nimmt, sollte auch im Alter kein Tabuthema sein. Diese kann im Rahmen eines professionellen Angebotes angenommen werden, aber auch durch einen Menschen aus dem eigenen sozialen Umfeld, solange es diesen Menschen nicht selbst in eine Situation der Überforderung bringt. Das kann man im Vorfeld offen und ehrlich abklären.

Welches Coaching - Angebot für Sie das richtige ist, hängt stark von Ihren Präferenzen, persönlichen Vorlieben und Zielsetzungen ab. 

 

Senioren-Chat
Senioren-Chat Foto: © alex.pin - Adobe Stock

Ruhestand - Herausforderung und Chance

Es mag auf den ersten Blick vielleicht nicht einleuchted erscheinen, schließlich freut man sich doch schon lange auf den verdienten Ruhestand und die viele Zeit für all die Dinge, die man schon immer machen wollte. Dennoch ist es wichtig, sich mental darauf vorzubereiten. Es gibt viele spannende Aufgaben und Möglichkeiten, die eigenen Erfahrungen zu nutzen und weiterzugeben oder den eigenen Horizont zu erweitern. Im Gegenzug erfährt man Wertschätzung und Bestätigung, begegnet interessanten Menschen, bleibt geistig flexibel und lernt sich selbst vielleicht auch ein bisschen besser kennen. 

Der (bevorstehende) Ruhestand ist eine Herausforderung, aber zugleich auch eine wunderbare Chance. 

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Dirk Damaschke - Jahrgang 1974 - Führungskräfte Coach - Erfurt

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