Johannesturm Erfurt, Nikolaiturm & Bartholomäusturm: Öffnungszeiten & Informationen zur Geschichte
Sie gehören zu den schönsten Türmen der Stadt: Der Johannesturm, der Nikolaiturm und der Bartholomäusturm. Zu diesen Türmen finden Sie hier historische Hintergründe, Tipps für Touristen und aktuelle Öffnungszeiten.
Die Silhouette Erfurts ist durch eine Vielzahl von Kirch- und Turmbauten geprägt. Sie sind Ausdruck des Wohlstands der Stadt, den sie im Mittelalter durch den Waidhandel erlangte.
Reiche Kaufmänner stiften viele der sakralen Bauten, die noch heute im Zentrum Erfurts erhalten sind. Einige Kirche sind jedoch im Wandel der Zeiten zerstört oder abgerissen worden. Von ihnen gibt es jedoch noch steinerne Überbleibsel.
Weitere Kirchen und Türme in Erfurt finden Sie in dieser Übersicht.
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Johannesturm
Der Johannesturm befindet sich in der gleichnamigen Johannesstraße in Erfurt. Er ist der übrig gebliebene Turm, der im 12. Jahrhundert erbauten Johanneskirche. Der später im gotischen Baustil erbaute Turm stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In der Kirche selbst fand der letzte Gottesdienst 1525 statt.
Danach wurde das Gebäude mehrfach zweckentfremdet. So dienste es als Militär-, Heu- und Strohlager. Nachdem die Johanneskirche 1811 in Besitz der Franzosen war, wurde das Kirchenschiff 1819 abgetragen. Nur der Turm blieb bis heute erhalten.
Besonderheiten des Turmes sind die schmalen Treppen, die steile Leiter zum Glockenstuhl und die enge Bauweise. Um die Spitze des Turmes befinden sich auf der Empore acht kleinere Pfeiler, die bis zur Hälfte der Spitze ragen. In der obersten Etage ermöglicht an jeder der vier Seiten je ein gotisches Rundbogenfenster den Ausblick über die Stadt.
Heute läutet der Turm seine Glocken für das Erfurter Augustinerkloster, das sich ganz in der Nähe befindet. Eine Besichtigung ist nicht immer möglich. Doch um die Glocken des Turmes läuten zu hören, braucht es nur ein gutes Gehör. 2011 konnte der Johannesturm anlässlich der "Erfordia turrita" erstmalig von Besuchern bestiegen werden.
An diesem Tag der offenen Kirchtürme werden viele Türme in Erfurt - und inzwischen auch Umgebung - geöffnet und zur Besichtigung freigegeben. Bei einigen Türmen muss dafür ein kleiner Beitrag bezahlt werden.
In den fünf Stunden Öffnungszeit im Rahmen der "Erfordia Turrita" ist es jedoch unmöglich, alle Türme zu besichtigen. Besucher sollten sich im vorhinein gut überlegen mit welchen Höhen, Treppen und Engen sie Probleme haben könnten. Jedes Jahr wird daher zu diesem Anlass ein Infoblatt freigegeben, auf dem die Besonderheiten der Türme niedergeschrieben sind. Dieses Jahr fand die "Erfordia turrita" am 27. Mai 2017 statt.
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahnlinie 1 und 5 – Haltestelle Augustinerkloster
Parken: Parkplatz Kleiner Ring (Fußweg ca. 5 Minuten)
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Der Johannesturm in Erfurt (lila), der Nikolaiturm (gelb) und der Bartholomäusturm (orange) im Stadtplan.
Nikolaiturm
Beim Nikolaiturm in der Nähe des Erfurter Augustinerklosters handelt es sich um den ältesten Turm der Stadt. Die Nikolaikirche wurde 1200 erbaut. Ein halbes Jahrhundert später folgte der zugehörige Turm. Seit 1284 befand sich beides im Besitz des Deutschen Ordens. Bei zwei schweren Erfurter Stadtbrände wurde die ehemalige Brückenkopfkirche stark beschädigt.
1744 folgte dann der Abriss. Noch heute sind am Turm Mauerwerksunhebenheiten und Türöffnungen an der Nordfassade zu erkennen. Der erhalten gebliebene Turm diente als Wachturm und Möbellagerraum. 2006 wurde das Bauwerk mit der im Erdgeschoss vorhandenen Kapelle ans Augustinerkloster übergeben.
Im Laufe der Jahre gab es mehrere Sanierungen der quadratischen Kapelle und deren kreuzgratgewölbter Decke. Geweiht ist die Kapelle der heiligen Elisabeth, was ihr offenbar auch den Namen „Elisabethkapelle“ verleiht.
Das Mauerwerk besteht aus Kalkspruchstein, während die Tür-, Fenster- sowie Altarnischenlaibungen aus großen, quadratischen Sandsteinen bestehen. Zur Verfugung setzte man Kalkputz ein. Zu guter Letzt wurde als Malschichtträger Gipsschutz aufgetragen.
Besonders auffällig sind die Wandmalereien, die erst kürzlich saniert wurden. Sie stammen aus dem Mittelalter und zeugen Bildnis über den Alltag der Heiligen. Ursprünglich sollen alle Wände der Kapelle bemalt gewesen sein. Damit gehört der Nikolaiturm samt Elisabethkapelle zu den bedeutendsten und wertvollsten Kunst- und Kulturobjekten Erfurts.
Die Besichtigung der Kapelle ist nur im Rahmen einer Führung möglich. In den Sommermonaten, von Mai bis Oktober, finden diese jeweils montags und mittwochs um 15:30 Uhr statt. In den Wintermonaten und außerhalb der Öffnungszeiten sind Führungen auf Anfrage möglich. Der Eintritt pro Erwachsene beträgt 3,50 EUR. Der Besuch des Turmes könnte mit einer weiteren Führung im Augustinerkloster kombiniert werden.
Öffnungszeiten:
Sommer: montags und mittwochs um 15:30 Uhr
Winter: nach Anfrage
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahnlinie 1 und 5 – Haltestelle Augustinerkloster
Parken: Parkplatz Kleiner Ring (Fußweg 4 Minuten)
Bartholomäusturm
Am Anger, der beliebtesten Flaniermeile Erfurts, sticht ein 49 Meter hohes gotisches Bauwerk hervor. Der Bartholomäusturm ist einer von vielen Kirchtürmen in der Landeshauptstadt, der im Zeitverlauf seine Kirche verlor. Die Geschichte der ehemalige Bartholomäuskirche geht bis ins 12. Jahrhundert zurück.
Über den ersten Bau ist nichts bekannt. Er wurde offenbar als adelige Eigenkirche von den Grafen von Gleichen beauftragt. Die Grafen gehörten zu den wichtigsten Grafengeschlechtern Thüringens und hatten großen Einfluss in Erfurt. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurde ein gotischer Neubau errichtet. Der Bau des Kirchturms begann 1412. Als 1468 die Turmspitze fertiggestellt wurde, war der Bau des Gotteshauses abgeschlossen.
1571 musste die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Im Jahr 1715 wurden die letzten Mauerreste abgerissen, und nur der Bartholomäusturm blieb erhalten. In den Wirren der Weltkriege wurde dann auch der Turm schwer beschädigt. So schmolz man seine Glocken 1942 ein, um aus ihnen Waffen herzustellen.
Als amerikanische Truppen im April 1945 in Erfurt einrückten, wurde der Turm von Artilleriegeschossen derart schwer beschädigt, dass seine Haube im Dezember desselben Jahres aus 35 Metern Höhe auf den Anger stürzte. Bei dem Unglück gab es einen Toten.
Lange Zeit passierte dann nichts und der Turm gab ein elendes Bild im Herzen der Stadt ab. Zwar wurde er notdürftig repariert, aber erst 1972 sollte er erst wieder in den Fokus der Stadtplaner rücken. Angeregt wurde eine museale Nutzung des baufälligen Turms. Fünf Jahre später beschloss der Rat der Stadt Erfurt den Einbau eines Carillons (Glockenspiels), dessen Finanzierung das DDR-Kultusministerium übernahm.
Mit 60 Bronzeglocken entstand das größte Turmglockenspiel der DDR, welches am 7. Oktober 1979 unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit übergeben wurde. Seit dem Mauerfall gehört der Turm als Außenobjekt zum Stadtmuseum Erfurt.
1992 konnten durch eine großangelegte Spendenaktion des Fördervereins die Glocken überarbeitet werden, und der Turm erhielt eine neue gotische Haube. Seitdem spricht man beim Erfurter Carillon über eines der klangschönsten Instrumente in ganz Deutschland.
Öffnungszeiten:
Führungen sind auf Anfrage möglich:
Carillonneur Ulrich Seidel
Telefon: 0177 7975493
Geografische Lage (Google Maps)
Lokation
50.975147, 11.032606
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahnlinien 1,2,3,4, 5 und 6 – Haltestelle Anger (Fußweg 2 Minuten)
Parken: Parkplatz Forum 4 (Fußweg 3 Minuten)
*Anmerkung der Redaktion: Das Kapitel über den Bartholomäusturm wurde von Martin Haucke verfasst
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