Baumkataster zur effizienten Baumkontrolle erstellen – Infos & Kosten
Wer ein Baumkataster erstellen möchte, der findet in diesem Ratgeber-Beitrag Informationen und Kosten im Überblick. Basenio sprach mit dem Baumsachverständigen Sebastian Kühn aus Erfurt.
In einem Baumkataster werden maßgebliche Daten aller Bäume innerhalb eines bestimmten Gebiets gespeichert. Ein solches Gebiet kann zum Beispiel ein Grundstück, ein Straßenzug aber auch der komplette Baumbestand einer Stadt sein. Der Begriff Kataster meint dabei im ursprünglichen Sinn ein amtliches Grundstücksverzeichnis. Nach der Französischen Revolution wurde in Frankreich die Grundsteuer eingeführt.
Dafür musste man ein Verzeichnis erstellen, ein Kataster, das alle Grundstücke und deren Größe auflistete. Anhand dieser Daten konnte man die Steuer erheben und die Liegenschaften verwalten. Die Informationen eines Baumkatasters sind ebenso ein Hilfs- und Kontrollinstrument, mit denen ein erfasster Baumbestand verwaltet werden kann.
Was ist ein Baumkataster?
Eine der grundsätzlichen Sorgfaltspflichten von Grundstücksbesitzern, auf deren Liegenschaften Bäume stehen, ist die Verkehrssicherheit. Diese ist gegeben, wenn die Bäume Stand- und Bruchsicher sind. Brechen etwa Äste ab und stürzen auf Passanten, haftet der Eigentümer des Grundstücks für entstandene Schäden. Um sich dagegen rechtlich abzusichern, müssen die Bäume regelmäßig kontrolliert werden.
Hier kann ein Baumkataster die Grundlage bilden. Da in dem Verzeichnis Daten zu Standort und Zustand der Bäume aufgeführt sind, können Baumkontrolleure diese Information als Basis ihrer Arbeit verwenden. So wissen sie wo die Bäume stehen, wann die letzte Kontrolle war und welche möglichen Beeinträchtigungen bestehen.
Basenio.de hat bei einem Baumsachverständigen nachgefragt, ab wie vielen Bäumen sich ein Baumkataster lohnt. „Einen generellen Wert gibt es nicht“, meint Sebastian Kühn, Geschäftsführer der Baumpflege Kühn in Erfurt. Ein solches Verzeichnis kann sich laut dem Experten schon ab einem Baum bezahlt machen, da sich so Regelkontrollen besser planen lassen. „Nach oben gibt es keine Grenze, ob nun 10.000 oder mehr Bäume - da gibt es kein Limit“, weiß Sebastian Kühn aus der Praxis.
Daher können Privatleute und juristische Personen wie Firmen, Kommunen oder Vereine ein Baumkataster beauftragen bzw. führen. Mit dem Verzeichnis haben sie eine Art Inventar, das alle Bäume im Bestand und deren Daten enthält.
Inhalt eines Baumkatasters
Durch die Digitalisierung lassen sich auch die Kataster neu darstellen. Waren die Daten einst handschriftlich fixiert, lassen sie sich heute in Bites & Bytes speichern und verwalten. Exemplarisch sei an dieser Stelle auf das Baumkataster Hamburgs hingewiesen.
Es gibt jedoch keinen einheitlich vorgeschriebenen Standard, wie solche Verzeichnisse abzubilden sind. Es steht also jedem frei, in welcher Form er das Verzeichnis führt und ob er das Kataster analog oder digital aufbereitet. „Wir arbeiten mit gekaufter Software oder mit der Software des Auftragsgeber“, erklärt Sebastian Kühn.
„Die Stadt Erfurt hat ein eigenes Baumkataster. Arbeiten wir für die Stadt, dann nutzen wir ihre Software“, gibt der Sachverständige zu verstehen. Die folgende Grafik zeigt, welche Daten in dem Inventar beinhaltet sein können.
Dementsprechende Leistungen werden auch von Sebastian Kühns Firma für eine Baumkataster angeboten:
Luftbilder
Liegenschaftskarten
Vorortung der Bäume ins GIS (geografisches Informationssystem/Kartenmaterial
Baumnummern
Datenaufnahme des Baums
Kontrolle mit Vorschlag für Maßnahmen zur Herstellung der Verkehrssicherheit
Erstellung von Listen nach Kontrolle
Planerstellung
Abnahme der Baumpflegemaßnahmen
Datenpflege im Baumkataster (abgearbeitete Maßnahmen ein-/austragen)
„Zu unseren Kunden gehören unter anderem das Fachklinikum Stadtroda, das Gartenbaumuseum Erfurt, Hausverwaltungen und diverse Stadtverwaltungen“, verrät der Baumsachverständige.
Kosten für ein Baumkataster
Leistung und Größe des zu erfassenden Baumbestands bestimmen den Preis. Dabei wird pro Baum abgerechnet. Die Kosten pro Baum sind je nach Leistungsumfang variabel. „Unser günstigstes Angebot liegt bei 2,10 Euro/Baum“, erklärt Sebastian Kühn. „Wer unser komplettes Leistungsangebot in Anspruch nimmt, kann je nach Baum und Standort mit 18,90 Euro/Baum rechnen“, schiebt er hinterher.
Letztlich obliegt es dem Auftraggeber, welche Leistungen er in Anspruch nehmen möchte. Es empfiehlt sich aber immer, auch die Meinung des Experten anzuhören. Deren Praxiserfahrung ist ein guter Ratgeber.
Das Baumkataster soll letztlich Grundlage für Baumpflegemaßnahmen und Baumkontrollen sein. Erstere sind maßgeblich bei Schnittarbeiten, die beispielsweise das Lichtraumprofil des Baums regeln. Darunter versteht man, wie hoch die Äste über einer Straße oder einem Fuß- oder Radweg hängen. Bei Baumkontrollen hingegen können Krankheiten wie zum Beispiel der Feuerbrand oder Scharka ermittelt oder Baumschädlinge wie der Asiatische Laubholzbockkäfer nachgewiesen werden.
Baumkontrolle mit der VTA-Methode
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) hat 2004 erstmals eine Baumkontrolle normiert, und so einen Standard in Deutschland geschaffen. In dem Verein sind rund 500 Experten ehrenamtlich vereinigt, die Vorlagen und Regeln für die „Grüne Branche“ erarbeiten. Die dort festgelegten Standards lassen sich in der kostenpflichtigen Broschüre „Baumkontrollrichtlinien 2010“ nachlesen.
Durch diese Sichtkontrollen soll die Verkehrssicherheit von Bäumen untersucht werden. Diese Kontrollen können durch jeden durchgeführt werden, der sich dazu berufen fühlt. Es gibt jedoch zertifizierte Baumsachverständige, deren Arbeit fachlich und rechtlich sicherer ist. Kommt es zu einem Streitfall vor Gericht, weil ein abgebrochener Ast einen Schaden verursacht hat, haben deren Expertisen ein höheres Ansehen als das eines Laien.
Die Baumkontrolle kann man durch die sogenannte VTA-Methode durchführen. VTA steht für Visual-Tree-Assessment (engl.: Visuelle-Baum-Bewertung). Die Kontrolleure untersuchen mit dieser Methode den Baum systematisch. Zunächst werden bei einer Sichtkontrolle das Umfeld, Schadensmerkmale und die Vitalität des Gehölzes in den Blick genommen.
Darauf bewertet man mögliche Schäden. Gibt es im Ergebnis Zweifel an der Stand- und Bruchsicherheit des Baums, werden die betroffenen Stellen mit technischen Gerät eingehender untersucht.
Wenn der Baum bei der VTA-Methode in Augenschein genommen wird, suchen die Kontrolleure nach verstärktem Dickenwachstum an der Pflanze. Solche Stellen können ein Indiz für durch Defekte erhöhte Spannungen im Baum sein. Diesen „Überspannungen“, so die Annahme, setzen die Pflanzen eben jenes Wachstum entgegen. Die Methodik hat sich seit vielen Jahren bewährt und wird auch außerhalb Deutschlands angewendet.
Mit den Informationen aus dem Baumkataster können Sachverständige solche Regelkontrollen effizient durchführen. Die Daten machen es möglich, dass Bäume schnell bestimmt werden und mögliche Schadensmerkmale sich in einer Zeitreihe verfolgen lassen.
Zusammenfassung
Ein Baumkataster ist eine Art Inventar eines Baumbestands innerhalb eines bestimmten Gebiets. Daten aus diesem Verzeichnis helfen, Kontrollen effizienter durchzuführen. Zudem liefern die Informationen auch einen Zustandsbericht über die Gehölze. Gerade diese Aussagen sind im Hinblick auf die Verkehrssicherheit der Bäume ein wichtiges Kriterium. Ein inzwischen etablierter Standard bei der Baumkontrolle ist die VTA-Methode. Hier werden die Pflanzen systematisch nach möglichen Schäden abgesucht.
Es gibt in Deutschland keine rechtsverbindlichen Vorschriften, ab wann ein Baumkataster zu führen ist. Ein solches Kataster kann von Privatpersonen und von juristischen Personen in Auftrag gegeben werden. Die Kosten errechnen sich in der Regel in Leistung pro Baum.
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